Die Binsenweisheit vorneweg: Die Nutzung eines Interaktiven Whiteboards (IWB, vulgo „Smartboard“) steht und fällt mit dessen Software. Nach allerlei Marktbeobachtungen auf Messen, Vorführungen und auch einem „Shoot-Out“ an unserer Schule im Rahmen einer Fortbildung scheinen mir die erheblichen Preisdifferenzen der verschiedenen Hersteller vor allem in der Software begründet – und das vermutlich auch zu Recht. Doch von vorne:
Ich habe das Vergnügen, seit knapp einem Jahr ein ActiveBoard der Firma Promethean in meinem Klassenzimmer verwenden zu dürfen (warum es gerad jenes hat sein müssen, ist wiederum eine längere Geschichte). Promethean liefert eine unglaublich mächtige Software namens ActiveInspire zu seinen Boards mit. ActiveInspire lässt sich entweder in einer Grundschulversion (Primary) betreiben oder in der Studio-Variante starten. Beide Geschmacksrichtungen führen zu überladenen Menüs mit zahllosen, teils gut versteckten Funktionen, deren Bedienung sich oft erst auf den zweiten Blick erschließt. Besonders nervig fallen dabei Menüs auf, die sich bei der Auswahl einzelner Unterpunkte durch die andockenden Untermenüs immer ein wenig auf dem Bildschirm verschieben, sodass der nächste Klick garantiert daneben landet. Ein kleines Video dazu, bei dem der Knopf zum Vergrößern der Schriftart munter über die Oberfläche wandert, habe ich gerade mal als Screencast aufgenommen:
Nun ist der Wechsel der IWB-Software allerdings nicht so einfach, da selbstverständlich jeder Hersteller sein Programm nur für die Benutzung an seinen Whiteboards freigibt – verständlich zwar, aber in der Praxis ärgerlich. Umso mehr hat mich die Entdeckung von Open Sankoré gefreut, bei der das „Open“ im Namen Programm ist. Die Software ist kostenlos erhältlich und sowohl der Code als auch das Dateiformat steht unter der GNU-Lizenz und kann somit frei und ohne Einschränkungen verwendet werden. Nebenbei kann die Software nicht nur unter Windows eingesetzt werden sondern steht auch für Mac OSX und verschiedene Linux-Varianten zum Download bereit. Dank des offenen Dateiformats können zusätzliche Apps nach dem W3C Widget Standard programmiert werden. Und wer kein IWB sein Eigen nennt oder es zumindest regelmäßg benutzen darf, findet vielleicht Gefallen daran, die Software auf einem Tablet oder einem Grafiktablett einzusetzen, denn auch das ist ohne Probleme möglich.
Ganz anders als der Alleskönner von Promethean kann Open Sankoré nur wenig, doch dafür finden sich auch Whiteboard-Anfänger schnell zurecht. Etwas gewöhnungsbedürftig ist allerdings das Bedienkonzept, sodass man etwa den Knopf zum Verkleinern des Fensters vergebens sucht. Open Sankoré startet stets im Vollbild und lässt sich nur über den Umweg über den (sehr) kleinen Pfeil nach unten am rechten oberen Bildrand und dem Menüpunkt „Open Sankoré ausblenden“ verkleinern bzw. in den Hintergrund bringen.
Ebenso verwirrend erscheint zu Beginn die fehlende Speicher-Option. Open Sankoré speichert jedes Board – also jedes Dokument – automatisch während des laufenden Betriebs. Da es vermutlich viel zu einfach wäre, die gespeicherten Daten unterhalb des Standard-Dokumentenordners anzulegen, versteckt Open Sankoré sie recht gut im folgenden Verzeichnis:
C:Users
wobei
Dass Open Sankoré aus dem Französischem übersetzt wurde, fällt allerorten auf. Besonders beim Aufrufen der zahlreichen mitgelieferten Interaktivitäten oder Anwendungen – allesamt zugänglich über das ausklappbare Menü am rechten Bildschirmrand – finden sich allerhand Holprigkeiten (so taucht der Zirkel unter dem Namen Kompass auf).
Trotz alledem: Dank seiner eingeschränkten Funktionalität, die für vermutlich 95 % aller Brot-und-Butter-Unterrichtsstunden ausreichen dürfte, ist Open Sankoré wesentlich einfacher zu bedienen als die einzige für mich zu Verfügung stehende Variante ActiveInspire. Und seltsamerweise verhält sich Open Sankoré beim praktischen Einsatz im Klassenzimmer auch weit weniger absturzfreudig als bei meinen Versuchen am heimischen PC. Vermutlich mag das aber an der größeren Experimentierfreude liegen die sich dann entwickelt, wenn nicht gerade 15 Schüler auf Beobachtungsposten sind und eigentlich ein sinnvolles Tafelbild entstehen soll.
Zum direkten Vergleich gibt hier ein kurzes Video zu Open Sankoré, bei der die Punkte, die weiter oben bei ActiveInspire angesprochen wurden, ebenfalls ausprobiert wurden:
Und wer darüber hinaus an weiteren Tipps eines (deutschen) Anwenders beim praktischen Einsatz von Open Sankoré Interesse hat, sei an das Blog des Bleistiftradierers verwiesen.
Danke für den Link auf den Bleistiftradierer!
Ich werde mir das Programm mal anschauen. Danke für den Tipp.
Schöner Beitrag!
Wem allerdings Sankore zu komplex ist, dem sei die freie und kostenlose Notizerfassungssoftware XOURNAL für Windows (u. auch für Linux) empfohlen, die noch nicht einmal installiert werden muss, sondern auch von USB-Stick aus läuft.
Hierzu gibt es ausführliche Infos auch unter
http://www.schoolnettools.de/index.php/View-details/Freie-Tools/58-Xournal-Tafel-und-OH-Folien-Ersatz.html
Danke Andreas für den Tipp. XOURNAL kannte ich noch nicht und werde ich demnächst mal ausprobieren.
Viele Grüße
Holger
Deutsche Seite zu OpenBoard -> http://www.OpenBoard.at mit Apps die auch in OpenSankore funktionieren.