Wie im Umzug-Beitrag versprochen, folgen hier in loser Folge meine gesammelten Erfahrungen beim ‚Relaunch‘ der Lehrerrundmail. Teil 1 beginnt mit der Auswahl des passenden Webhosters und den Erfahrungen der ersten Wochen.
Was bisher geschah
In meiner Systembetreuer und Websitebetreiber-Karriere habe ich schon einige große und kleine Webhoster ausprobieren dürfen bzw. müssen. Neben den üblichen Platzhirschen wie Strato und 1&1, hatte ich schon mit 1blu, Candan, Fietz und auch den ‚Gratis‘-Angeboten wie etwa funpic zu tun. Richtig zufrieden war ich mit keinem. Der Support der Großen spottet jeder Beschreibung und auch bei den flexibleren kleinen Anbietern stößt man über kurz oder lang an irgendwelche ärgerlichen Grenzen.
Die Sonne geht auf
Ende 2010 schließlich wurde ich über einen Tweet des Herrn Larbig auf einen neuen Stern am Webhoster-Himmel aufmerksam: Uberspace. Die Versprechungen waren verblüffend und eigentlich zu schön, um wahr zu sein: Alles! zu einem Preis, den man selbst bestimmt. Das war einen Versuch wert.
Erste Schritte
Die erste positive Überraschung bei Uberspace beginnt schon bei der Anmeldung: Nach der Eingabe des Wunsch-Benutzernamens ist der Account fertig eingerichtet und man muss nur noch seinen Zugang mit einem passenden Passwort versehen. Weitere persönlich Daten erhebt Uberspace nicht. So steht bereits nach einer Minute der volle Zugang zur Verfügung und es kann gebastelt werden.
Los geht’s
Im Uberspace-Datenblatt erhalt man eine Übersicht über alle wichtigen Zugangsdaten, Serveradressen, dazugehörende Webseiten, Datenbankzugänge und was man sonst zum produktiven Einstieg braucht. Ipv6-Adressen gibt’s auf Wunsch (wie so vieles andere) dazu; der Zugriff per https ist standardmäßig eingerichtet, funktioniert naturgemäß allerdings nur, wenn über den Uberspace-Hostnamen zugegriffen wird. Soll der eigene Domainname verwendet werden, muss ein SSL-Zertfikat erworben werden.
Zum Start braucht’s nun noch ein FTP-Client wie etwa Filezilla, der auch SFTP (also die verschlüsselte Variante) spricht und für den SSH-Zugang, der das unglaublich coole (oder nerdige) Arbeiten auf der Shell gestattet, Putty oder ähnliche Alternativen.
Viele Einstellungen, wie etwa das Einrichten von E-Mail-Adressen, können neben der Konfiguration auf der Shell auch per Web-Frontend erledigt werden. Das mag für Einsteiger schneller und übersichtlicher sein, der oben genannte Nerd-Faktor und das tiefere Verständnis bleiben dabei allerdings genauso auf der Strecke, wie weiterreichende Konfigurationsmöglichkeiten.
Die Bezahlung
Über das eigene Dashboard lassen sich auch die finanziellen Angelegenheiten rund um den eigenen Uberspace erledigen. Völlig verblüfft stellt man hier fest, das außer einem Mindestpreis von einem Euro pro Monat (bzw. 50 Cent zusätzlich für die eigene Domain) keinerlei Vorgaben von Uberspace gemacht werden. Allerdings empfiehlt sich dringend ein Blick auf die Wiki-Seite zum Thema Preise, ohne deren Lektüre man die auf den ersten Blick seltsam anmutende Preisgestaltung nicht verstehen wird. Überdies sei noch angemerkt, dass man als Ubernaut ausschließlich per U(e)berweisung zahlen kann. Nähere Erklärungen, warum diese antiquiert wirkende Vorgehensweise für beide Seiten sinnvoll ist, finden sich ebenfalls im Wiki.
Leistungen
Sollte die Verblüffung über den günstigen, selbst zu bestimmenden Preis noch nicht ausreichend groß sein, möge der interessierte Leser einen Blick auf den Funktionsumfang des Uberspace-Angebots richten:
Die Server sind sowohl über IPv4 als auch über IPv6 zu erreichen. Der angehend Ubernaut erhält reichliche 10 GB Plattenplatz, einen vollwertigen SSH-Zugang zum Home-Verzeichnis, SFTP-Zugang zum Zwecke des Dateitransfers, beliebig viele MySQL-Datenbanken und Mailboxen und die Möglichkeit, eigene Cronjobs anzulegen. Jede Nacht wird ein Backup des Webspaces und der MySQL-Datenbanken auf einen eigenen Backup-Server gemacht, auf das der Benutzer über sein Home-Verzeichnis problemlos zugreifen kann. Für Spezialisten sei darauf hingewiesen, dass es bei Uberspace uneingeschränkten Zugriff auf die .htaccess-Dateien gibt; für Skripte steht CGI bzw. FastCGI bereit und – vielleicht noch etwas spezieller – Perl, Python, Ruby und PHP, wobei bei letzterem eine eigene php.ini erzeugt und eigene PEAR-Module installiert werden können. Näheres mit den üblichen höchst informativen Querverweisen zum Uberspace-Wiki findet der interessierte Leser unter der Überschrift Was geht bei uns?
Support
Gerade bei so komplexen Themen wie der eigenen Webpräsenz tauchen über kurz oder lang bei Halbdilettanten wie mir Fragen und Probleme auf, bei denen auch das beste Handbuch nicht mehr weiter weiß (das Handbuch vielleicht schon, der Benutzer allerdings nicht mehr). Um so wichtiger ist in solchen Fällen ein fähiger und williger Support. Uberspace nimmt auf den dazu informierenden Support-Seiten den Mund ziemlich voll. Meine eigene Erfahrung aus den letzten Tagen und Wochen, in denen ich mein Blog samt diverser Zusatztools zu Uberspace umgezogen habe, spricht eine deutliche Sprache: Der Support ist mindestens so gut und ausprobierenswert, wie er auf oben genannter Seite angepriesen wird. Jede Frage – auch Fragen, die das eigentliche Thema Webhosting nur am Rande berühren (wie z.B. meine offensichtlich angeborene Regex-Legasthenie und die damit einhergehende Unfähigkeit, eigene .htaccess-Datei korrekt zu erstellen) – wird schnell, kompetent und allzeit freundlich beantwortet. Man ist fast versucht mit Jonas Pasche und seinem Team Technikschwätzchen zu beginnen, so wenig haben die Antworten des Uberspace-Supports mit den Standard-Satzbausteinen zu tun, die man sonst in diesem Gewerbe für Antworten hält.
und sonst?
Zu Uberspace gäbe es noch eine Menge zu erzählen. Das meiste davon tun sie dankenswerterweise selbst auf ihren eigenen Wikiseiten. Darüber hinaus kann ich das Blog von Jonas Pasche Aus dem Rechenzentrum empfehlen. Ausführlich, lesenswert, techniklastig und trotzdem verständlich geht Jonas hier auf Themen ein, die näher oder weiter mit dem Webhosting bei Uberspace zu tun haben, sonst jedoch nur stiefmütterlich oder gar nicht behandelt werden. Beispielsweise sei auf die Betrachtungen zur Frage verwiesen, woher eigentlich der Strom für die Rechenzentren kommt. Auch eine Empfehlung bekommt der Wiki-Eintrag zur Herkunft des Namens Uberspace. Dass es sowohl etwas mit dem ‚Userspace‘ von Linux als auch dem amerikanisierten ‚Uber‘ zu tun hat, erfährt die schmökernde Kundschaft dort.
Fazit
Aus lauter Begeisterung ist dieser Text wohl zu lang geworden (selbstredend auch hier ein Hinweis auf’s Wiki), aber das ist mir Uberspace wert. Das einzige, was mich bei Uberspace gerade ärgert ist die Tatsache, dass die Jungs ihren Laden nicht schon ein paar Jahre frührer aufgemacht haben, sodass ich mir viiiiel Zeit und Ärger bei der Konkurrenz erspart hätte. Sollte alles weiterhin so laufen, wie ich es seit gut vier Monaten ausprobieren durfte, bleibt mir außer einer unumschränktem Empfehlung nicht viel mehr zu sagen – Punkt. Und dafür binde ich sogar ein etwas albernes, aber doch knuffiges Uberspace-Abzeichen hier ein, auf das ich fast ein wenig stolz bin…
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