Der Diercke Weltatlas ist für den Einsatz im Unterricht schon aus historischen Gründen über jeden Zweifel erhaben. Aus dem gleichen Hause gibt’s nun den Diercke Globus als digitale Version auf DVD.
Die Bedienung der Grundfunktionen erweist sich bereits beim ersten Ausprobieren als intuitiv. Durch Ziehen der Maus dreht sich die Erde quasi unter der dem Auge des Betrachters. Durch Ändern des Vergrößerungsfaktors lässt sich standardmäßig bis 400 km an die Erdoberfläche heranzoomen. Erst eine aktivierte Checkbox im Optionen-Menü verringert die Minimaldistanz auf 200 km – allerdings auf Kosten eines unscharfen Hintergrunds. Dafür erscheinen nun auch kleinere Ortschaften mit Namen auf der Karte. Das Anklicken der Ortsnamen ruft den Standard-Internetbrowser auf, der Informationen aus der Wikipedia, von Google, einem Stadplandienst oder von WetterOnline aufruft. Leider wird dabei auch nur der in der Karte angezeigte Name übergeben, so dass ein Klick auf ‚Neustadt‘ im jeweiligen Dienst nicht direkt zum gesuchten Ort, sondern erstmal zu einer Auswahl sämtlicher Städte mit dem Namen Neustadt führt.
Mit einem einfachen Mausklick lässt sich auch die Perspektive in drei verschiedenen Aufsichtswinkeln ändern. Besonders mit eingeschaltetem Höhenprofil und übergroßer Ausprägung des Höhenreliefs (in den Optionen zu ändern) lassen sich so eindrucksvolle Schrägbilder von Gebirgsketten oder ähnlichen Landschaften betrachten. Eher eine Spielerei scheint dagegen der Flugmodus zu sein, bei dem sich mit Maus- oder Joysticksteuerung ein virtueller Flug über die aktuelle Karte absolvieren lässt. Leichter gelingt die Steuerung des Diercke Globus in der Standardansicht.
Interaktivitäten
Interaktives Arbeiten verspricht der große Vorteil eines digitalem Mediums gegenüber dem herkömmlichen Atlas zu sein und so stehen auch bei Diercke Globus verschiedene derartige Hilfsmittel zur Auswahl. Gerne wird man als Lehrer darauf zurückkommen, einfache Linien oder Markierungen in die aktuelle Karte einzuzeichnen. Theoretisch steht dafür ein virtueller Zeichenstift bzw. eine Linienfunktion zur Verfügung, deren Strichstärke und Farbe individuell eingestellt werden können. Leider funktionieren beide Instrumente in der Kartenansicht nur rudimentär und produzieren auf dem hiesigen Testrechner nur vereinzelte, unzusammenhängende Striche, nie jedoch die gewünschten Linien, Kreise, o.ä.
Auch die Arbeit mit der Funktion ‚Strecken messen‘ gestaltet sich tückisch. Zunächst muss die Karte genau auf dem gewünschten Startpunkt zentriert sein, erkennbar am Fadenkreuz in der Mitte. Entgegen der Kurzanleitung, die von Mausklicks mit der Shift-Taste spricht, muss dann das erscheinende Zielkreuz Schritt für Schritt verschoben werden und wird die zurückgelegte Wegstrecke dabei aufaddiert.
Kartendetails selbstgemacht
Nicht viel einfacher gestaltet sich das Arbeiten mit Objekten, Signaturen und Symbolen, die frei auf der Karte platziert werden können. Grundsätzlich erscheinen alle genannten Objekte zunächst einmal riesengroß auf der Karte und müssen durch langanhaltendes Drücken der Minus-Taste verkleinert werden. Zwar lassen sich auf diese Weise recht ansehnliche Karten vorbereiten, speichern und so in der Schule einsetzen, das interaktive Kartenbasteln zusammen mit Schülern während des Unterrichts wird jedoch recht schnell zu Qual. Ein besonderer Spaß ist dabei das Einfügen bewegter Objekte (z.B. Flugzeuge), die etwa in der Größe von Süddeutschland erscheinen und – allein durch ihre Dimensionen – schneller aus dem Blickfeld verschwinden wie man zu den Steuerungstasten greifen kann.
Fazit
Die Grundidee des Diercke Globus, eine interaktive Weltkarte mit verschiedenen Ansichten und Interaktivitäten für den Benutzer zu schaffen ist spannend und für den Erdkundeunterricht lohnend. Das Kartenmaterial besticht durch die von Diercke gewohnte Güte, die Benutzeroberfläche der Standardfunktionen durch ihre intuitive Bedienung. Doch leider halten die interaktiven Werkzeuge allesamt ihre Versprechungen nicht ein und sind für den unmittelbaren Einsatz im Unterricht in dieser Version noch nicht tauglich. Da es sich wohl nur um Macken in der Software handelt, spricht einiges dafür, dass ein hoffentlich kommendes Update diese Schwachstellen behebt und damit ein wirklich interessantes Medium für den Schuleinsatz bereit steht. Die Systemvoraussetzungen sollten vor dem Kauf unbeding beachtet werden, könnte der ein oder andere ältere Schulrechner mit der Software sonst überfordert sein.
Diercke Globus
Version 1.0, DVD
Einzellizenz: 19,95 EUR (ISBN 3-14-100610-5)
Schullizenz: 199,95 EUR (ISBN 3-14-100611-3)
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